Donnerstag, 20. September 2007

Review: The Good, the Bad and the Bandit [ 14/11/1991 ]

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Der erste und gleichzeitig auch der letzte Film von Regisseur Lam Ji-Yan, der auch nicht über weitere credits in vielleicht anderen Tätigkeiten verfügt und sich hiermit auch nicht wirklich das Recht erarbeitet hat, eine Karriere im Filmgeschäft fortzuführen. Die alleinige Schuld mag ihn nicht treffen, aber als Hauptbuhmann für sein doch eher maues Handwerk muss er trotzdem herhalten. The Good, the Bad and the Bandit ist leider ein weitgehend appetitloses Tretmühlen-Produkt der damaligen Überfluss- und Überdrußgesellschaft und verhält sich trotz frischem Wind hinter Mikrofon und Kamera auch genauso verwerflich verunstaltet.

Das beginnt als schlechtes Omen bereits bei der schummrigen Einführung, die doch tatsächlich mit einem misslungenen Drogendeal auf einem Schrottplatz beginnt und dann nur seelenruhig die weiteren Normmaß-Stationen derlei einfallslos gehaltener C - Klopper abschreitet. Erst die Bösen, dann die Guten, ein wenig Mischpoke und zuletzt der Showdown. Neues im Bereich des kommerziellen Schunds ebenso wie hohes künstlerisches oder publizistisches Niveau erwartet man durch die Serienfabrikation sicherlich nicht, aber das Wie als zentrales Marketinginstrument sollte schon stimmen, wenn man sich von dem Rest der genauso aussehenden Masse des genügsam-Brauchbaren absetzen möchte. Lam hat dabei mitsamt seiner Besetzung alle leicht auszuschlachtenden Zutaten, macht das Nützliche aber zur Nebensache, möchte viel zu viel ohne es annähernd zu beherrschen und betreibt statt einer Konzentration auf Aufregung, Tempo und Tension lieber indolente Informationsüberlastung.
Optisch dazu noch so extrem schäbig, als wenn man location scout, Ausleuchter und Standfotographen bei Nacht durch die Kloake gepeitscht hätte:

Undercover-Cop Lau Chia Tin [ Ray Lui ] hat sich zur rechten Hand von Gangsterboss Li Yun Tai [ Wong Yung ] empor-, dessen Vertrauen erarbeitet und bekommt sogar seine Hauptfrau Maggie [ Tien Niu ] als Bettdame angeboten. Unvorsichtig geworden lässt er sich bei der Spionage in der Buchhaltung erwischen und wird prompt von Killern aufgelauert, die er zwar abwehren kann, dabei aber eine vorübergehende Amnesie erleidet. Nur mühsam genesend sieht er sich von ihm unbekannten Menschen behelligt, darunter auch den Kleinkriminellen Chin [ Simon Yam ], der sich ebenfalls von anderem Gesindel bedroht ist und deswegen überlegt, ob er sich mit dem ahnungslos gesuchten Lau nicht frei kaufen soll.

Wäre dies schon das alleinige Problem könnte man ja vielleicht einen Zwiespalt zwischen Freundschaft und Geld, Loyalität und Materialismus und Gewinn vereinbart mit Gewissen aus dem Stoff entwickeln. Und sich so mitsamt der Relativierung der Moral vermehrt an den Grundzügen des allgemeinen Heroic Bloodshed Genres entlanghangeln, wobei man verwandte Strömungen der Polizei- und Kriminalthematik miteinfliessen lässt. Tatsächlich wird diese Problematik der durchkreuzten Entschlüsse, dem Zwang unvorhergesehener Ereignisse und dem entsprechenden Widerspruch zu den ursprünglichen Absichten für einige Einstellungen angerissen, verbleibt allerdings bei diesem losen Entwurf und hält wie so vieles Anderes im Skript nur als ungeschicktes Fragment her.
Zwischendurch bekommt man durch eine unverhältnismäßige Vielzahl an Figuren, Konstellationen und Szenerien eher den Eindruck, dass man insgeheim ein gesamt überblickendes Porträt des alltäglichen Kampf ums Überleben in den Mittelpunkt stellen und anhand diverser sich überschneidender Einzelschicksale analysieren wollte. So aufgepumpt die Gruppierungen, kompliziert die Begleitumstände und stetig wiederholend die Begebenheiten auch sind, so wenig wird eine Aussage dahinter deutlich. Letztlich bekommt man durch die verpflichtende Schwarzweisskonvention nur sich repetierende Déjà-vus geboten, die wie wahllos addiert den Blick aufs Wesentliche verbergen und die Handlung mindestens 20min länger als nötig gestalten.

Schon der phantasielose Gimmick mit dem zeitweiligen organischen Hirnschaden und einem mysteriösen Mikrofilm sind nutzlose Bremsen im dramaturgischen Geflecht. Die anfängliche Erregung komplett in Abwechslungslosigkeit, Dumpfheit und Einerlei umwandelnd und es dem Betrachter nicht leicht machend, dieser außengeleiteten Überlebensorientierung bar philosophischer Gedanken oder wenigstens halbherziger Nächstenliebe zu folgen. Da fehlt nicht nur jegliche Chemie zwischen den doch so zahlreichen Personen und die gemeinsamem Wissensebenen, sondern auch die Neugier hinter all den Dialogen, das Interesse auf Fortgang und Entwicklung; eher bleibt nach einigen missgestaltenen Charakterisierungen ein Gefühl von Erschöpfung und Widerwille zurück. Als wäre man in die Dimension der Ewigkeit verloren. Die Welt von beharrlich lästigem Chaos, gleichgültigen Vertröstungen, pedantischen Vertagungen und flau abgestandenem Phlegmata statt einem selbstmörderischen Ordnungsprinzip mit unzweideutiger Hierarchie bestimmt.

Seltsam erwischen tut es Simon Yam, der hierbei zwar löblicherweise in eine andere, erfrischende Maskerade als üblich schlüpfen darf und eher einen niederen Luftikus spielt, der nichts zu sagen und nur als Spielball widerstreitender Mächte her zuhalten hat. In dieser Kostümierung aber nicht überzeugend aufgehen kann und in seiner immer während passiven Demütigung und dem unkreativen Stehaufmännchen-Martyrium nahezu als Metapher für den aufwallenden Frust des Filmes herhalten muss.

Da macht es nicht besser, dass Kompagnon Ray Lui mit der Darstellung von sowohl einem handfesten Prügeltypen als auch dem zwischenzeitlichen Alzheimer schlichtweg überfordert ist. Das Beinchen heben und die Arme gegen wilde Horden Angreifer schwingen gelingt ihm mit etwas Abstrichen und dem Hinweis auf mangelnde Ausbildung und bescheidenem Trainingsfleiß vielleicht noch. Aber es reicht sicherlich nicht dafür aus, ihn wie weiland Jackie Chan auf einem Kinderspielplatz, Yuen Biao in ein Parkdeck oder Frankie Chan vor eine Kirmesbude zu positionieren und die entsprechenden Police Story 2 / Righting Wrongs / Burning Ambition nachahmen zu wollen. Warum dann überhaupt die Aufmerksamkeit ausgerechnet auf etwas ungelenken fistfights in immerhin formschönen Trainingsanzügen liegt, vermag wohl nur der Finanzvorsteher der ausführenden Hatract Films zu erklären; ein wenig Gerangel und Gebolze ist sicherlich preiswerter als aufwendiges Bleigewitter. Dafür wurde auch sprechen, dass man sicher wieder einmal an den ästhetisch unvorteilhaftesten Arealen befriedigt und neben der lokalen Karaokebar, den miefigen Nachtclubs, leer gewirtschafteten Warenhäusern und Einraumwohnungen auch bevorzugt die Kiesgrube als auch den anliegenden Steinbruch heimsucht. [ Nicht ohne im Letzteren für die hochgestochene Triadensociety noch zwei Gartenstühle, ein Plastiktisch und knallbunten Sonnenschirm zu positionieren.]
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