Montag, 29. Oktober 2007

Review: From Here to Prosperity [ 09/01/1986 ]

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Im reinen Unterhaltungswert sicherlich solide, aber leider reichlich bedeutungslose Trickkomödie aus dem D & B Films Studio; eine heutzutage nicht mehr existente Produktionsfirma, die in den Achtzigern neben den internationalen Markt erobernden hardware-actionern um Michelle Yeoh und Cynthia Khan auch vermehrt ihr Glück mit heimischer Humorbefriedigung versuchten. Die Methodik in Thematik, Besetzung und Umsetzung stark vergleichbar mit der konkurrierenden Golden Harvest und Cinema City Company, vielleicht einige Nummern Kleiner und deswegen als Spiel um die goldene Ananas gesetzt, aber sich auf denselben eisern-redlichen Formeln ausruhend. Ein wenig zu entspannt faulenzend wirkt dann auch das vorliegende Werk, dass sich bis jetzt auch allerhöchstens einen sekundären Ruf erworben hat, seine Hausaufgaben zwar erledigt, aber trotz Geduld und Eselsbrücken nur als der recht harmlose Zeitvertreib, die nächtliche Zerstreuung, die erholsame Nebenherbeschäftigung entpuppt.

Der Liebhaber des Hongkong Kinos gerade aus dem betreffenden Zeitraum bekommt so zwar keine Intensivtäter, aber immerhin eine Handvoll allseits bekannter Gesichter im Verbund mit einigen wenigen Frischlingen geboten. Eine Doppelbesteuerung aus Alt und Neu, die sich auch in der Inszenierung selber weiterführend behauptet und aus der gängigen, nicht gleich auswendig vorhersehbaren Geschichte ab und zu mal auch einen überraschenden Kniff heraus quetschen kann. Die scheinbare comic caper Handlung stellt sich als eine etwas ernstere Variation der Winners & Sinners Problematik als auch eine Vorwegnahme der Conman - Reihe bzw. eine Faksimile diverser Shaw Brothers Werke [ Two Con Men & Carry On Con Men z.b.] dar. Es geht um den ganzen großen Betrug, um das Ausschalten eines potentiell gefährlichen Despoten mal nicht durch die Vordertür mit gezückten Waffen, sondern mit der heimlich manipulierenden Bauernfängerei über drei Ecken. Der raffinierte Plan mit Optimismusgemüt, der auf unzählig vielen und ebenso unsicheren Faktoren aufgebaut ist, das ganz exakte Timing erfordert und sich keine Schwachstellen erlauben kann. A con-test of hilarious con-sequences:

Schwarzhändler Chia Tien Hung [ O Chun Hung ] zögert nicht lange, wenn es an die Verteidigung seines Besitzes geht. So beseitigt er mit Hilfe von korrupten Polizisten auch einen aufmüpfigen anti-smuggling special force Ermittler; dessen Kollege Sergeant Wong Ming [ Danny Poon ] überlebt mit viel Glück und sinnt ebenso wie die nunmehr Waise Jenny [ Pauline Wong ] auf Rache. Dazu heuern sie den gewieften Kleinkriminellen Yeh Tai Goi [ David Chiang ] an, der wiederum auf die Kollegen Mui Choi [ Richard Ng ] und Beanie [ Cheung Wing Cheung ] zurückgreift. Unabhängig von dem noch zusätzlich eingeschleusten Little Peach Blossom [ Wu Ma ] machen sie sich an die Arbeit.

Eine monströse Aufblähung der Führungsebene später erreicht man dabei auch eine klar erkennbare Linie in der Struktur; ein anekdotenhaftes Allerlei, dass sich mehr mit Gaudi als zwingender Schlußbündigkeit in seine Erzählung wirft, neben der ganzen Mogelei zuweilen aber auch den Zuschauer selber hintergeht und ihm hier und da Pfusch hinterlässt. Nepp ist vor allem das Vertrösten auf später, das stetige Hinauszögern der Sicht auf die Konklusion und das langwierige Verweilen auf dem theoretischen Faltplan, nach dem bewährten Prinzip Aufblättern und Umklappen. Ein nahezu bürokratisches Vexier- und Verwirrspiel mit übersättigender Vorwölbung, dass zwar allerorten viel Potential, ja sogar einen anderen und wesentlich besseren Film versprechend andeuten vermag, aber die Wege dahin selber verstellt. Gleich mehrmals wird in analog hintergehender Irreführung eine vermeintlich prestigeträchtige Entwicklung abgeschnitten und sich weiterhin in entschärfter Form in der konventionell-kommerziellen Einbahnstraße bewegt.

Statt der angekündigten grimmigen Vendetta gibt es die spürbar deutlich abgeschwächte Variante einer Sanktion. Statt gross out jokes wenig erheiternde Wortgefechte um die Gewinnaufteilung, eine aufglühende Liebelei und dem komplizierten Vorhaben. Statt einem Einer für Alle - Team verschiedene gegensätzliche Mitstreiter, die auch bei der übermäßig ausschweifenden Abblende nur auf dem Papier Kämpfer für die gleiche Sache sind.

Als aussichtsreichster Aspirant für eine Notierung der verpassten Möglichkeiten fällt neben all der kurz blickenden Engstirnigkeit immerhin genug profitabel zweitverwertendes Material ab. Dies gilt besonders für das begleitende Setting, dass aus ominösen, da nicht weiter erheblichen Gründen nach 1955 zurück verlegt ist und sich deswegen auch mit einigen visuellen Schmankerln schmücken darf. Neben den üblichen Oldtimer, die ihre letzten Atemzüge noch einmal blankpoliert bei einem Filmdreh aushauchen dürfen und den ebenso traditionellen Kleidungsstücken incl. einem eher abschreckenden Badeanzug sind es vor allem die aufwendigeren Bauten, die ins schwärmende Träumen einladen dürfen. Sicherlich erreicht man keinen Hochglanz narrativ vergleichbarer Arbeiten wie speziell Der Clou oder dessen asiatischen ripoffs King Gambler, Gambler's Delight und Challenge of the Gamesters. Aber sowohl ein altertümlich anmutendes Kreuzfahrtschiff mit nahezu vorsintflutlich-morschem Swimmingpool, wenig anhimmelnden Ausguck und düsterem Ballsaal als auch die allgemeine Szenerie im Thailand vorjährigen Jahrhunderts sind manch perspektivische Blickfänge wert.

Die spätere Anwesenheit der lokalen Armee samt dem ehrbar-unbestechlichen und umso schießwütigen Major Chan Chung [ Melvin Wong ] bringt den willkommenen Anschein eines Kleinkriegsfilmes mit Dschungelmilieu ein und erhöht so den eigentlichen Actionpegel gleich um illusorische 50%. Eine trügerische, leider abseits des happig-wohltuenden Showdowns auch erübrigende Beteuerung, die außer dieser atmosphärisch einflüsternden Verheißung keine weiteren Zusagen erfüllt und sich mit etwas Gekabbel und Gestreite schon wieder erledigt hat. Immerhin hat es Robert Rodriguez bzw. Quentin Tarantino erfreut: Der berüchtigte Desperado - Monolog über die doppelte Barwette [The bartender's like...”Why are you so happy? You just lost $300, idiot!" The guy says, "See those guys over there? I just bet them $500 APIECE... that I could piss on your bar... your floor, your phone, and piss on you... and not only would you not be mad about it... you'd be happy."] feiert hier wohl seine Premiere.
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