Mittwoch, 5. September 2007

Vorschau: There Are Two People

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Actress Yoon Jin-seo has been cast as the lead role in a new horror flick. The film, which has been temporarily titled There Are Two People, is based on a popular comic series by cartoonist Kang Gyung-ok . There Are Two People revolves around a mysterious event that Jina, a high-school student born in a cursed family, inevitably encounters. Much attention has been paid on Yoon Ji-seo’s transformation because Yoon Ji-seo, who will play the role of Jina, is expected to show off her mysterious charms in the film. There Are Two People is Yoon Ji-seo’s first horror film in her acting career.

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Vorschau: The Pye-Dog [ 2007 ]

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Director: Derek Kwok
Cast: Eason Chan, Wen Jun Hui, Lin Yuan, George Lam, Eric Tsang, Cheung Kwok Keung, Siu Yam Yam

Synopsis: Twelve year old Wang has refused to utter a word since his father left and his mother committed suicide. In his school, Wang makes two unusual friends: A young janitor and a substitute teacher.
But the janitor is not a janitor, and the teacher is not a teacher.

Kritikerauszüge:
"Surprisingly assured direction and a great performance from Eason Chan save The Pye-Dog from what it could have been: a cloying genre mix with some wannabe touching moments. However, as it turns out, The Pye-Dog is entertaining, emotional, and a damn fine Hong Kong movie. One of the most pleasant surprises of 2007." www.lovehkfilm.com

"While Pye-Dog doesn't offer any particular "wow" factor, this movie is well shot and well acted, featuring a good balance of performances between veterans and pop idols." A Nutshell Review

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Vorschau: The Photo [ 2007 ]

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The first imagery for Oxide Pang's supernatural thriller The Photo turned up at the HK Filmart in the form of an early sales flyer. The picture looks to put a bit of a noir spin on Pang's normal ghostly fixations with Aaron Kwok starring as a down on his luck detective trying to track a mysterious woman known to him only from a photograph. Kwok was very strong in last year's After This Our Exile and has proven he can play against his pop star type to turn in some pretty ragged, down beat performances which makes me rather optimistic for this one.

Synopsis:
Tam is an impoverished private detective. One day, a guy nicknamed Fatty ask Tam to find a lady who wanted to kill him. He left Tam a portrait of the lady without giving any details. Tam could not resist the money and starts the investigation. He identified the lady as Sum who is a frequent mahjong player. Tam starts tracking her whereabouts through her mahjong playmates, but he is shocked to find each of them murdered every time he is about to be in contact with them. He discovers a half-burned photo at one of the scenes. Tam realises the suspicions behind the deaths and decides that he has to protect the next target of the invisible murderer. The photo is the only clue for Tam to uncover the case.

Release Date: 4 October 2007

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Vorschau: Court Lady / Palace Mysteries

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Period-set mystery/horror that showcases Korean femme talent both in front of and behind the camera. "Goong-nyuh," financed and distributed by Cinema Service, is set during Korea's Joseon Dynasty era and focuses on the mysterious death of a court lady.
Produced by Achim Pictures -- which rose to prominence with the success of "King and the Clown" in early 2006 -- pic marks the directorial debut of Kim Mi-jeong, who has worked in recent years as an a.d. to "King" helmer Lee Jun-ik. Lee's company Cineworld will also co-produce.
Pic's mostly female cast includes film/TV drama star Park Jin-hee ("Love in Magic"), Yun Se-ah, Seo Young-hee and Im Jung-eun. Considering Achim Pictures CEO Jeong Seung-hye, the director and the line producer, the film will be one of South Korea's most femme-centric productions in recent years.

Synopsis:
A maid-in-waiting hangs herself within the realms of the palace. But while performing an autopsy, palace medic Chunryung suspects murder and starts to investigate the case. With a sense of justice and full of wit, Chunryung bravely unmasks the deceptions, but soon confronts the veiled past, kept hidden by those that had far more power than she had expected.

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Review: Invisible Target [ 19/07/2007 ]

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Fast auf den Punkt genau zehn Jahre nach der Rückgabe Hongkongs an China scheint sich die einstmals britische Kronkolonie von den Ängsten der Zukunft, dem nicht unbegründeten Mißvertrauen in die neuen Schirmherren, dem Ausbruch der asiatischen Finanzkrise und der Abwanderung der Industriebetriebe zumindest soweit erholt oder vielleicht auch dran gewöhnt haben, dass die Jubiläumsfeiertage im Juli 2007 angemessen ehrenhaft begangen wurden. Das Schreckgespenst der veränderten politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lage stellte sich zwar nicht gleich als Fata Morgana heraus, aber die Anpassung an die veränderte Situation verlief nach Startschwierigkeiten besser als erwartet. Der Weg nach vorn ist mit einem Rückblick sowie speziell auf die Filmindustrie gesehen auch einem Comeback verbunden.

Die Besinnung auf die eigenen Stärken und die Retrospektive auf die Traditionen. Eine erhoffte und begrüßenswerte Trendwende. Wie ein lang ersehnter Segensspruch, der weniger den Innovationsprozess fördert, sondern vielmehr alte Geschichten im neuen Gewand darreicht und Konkurrenz als belebendes Geschäft betrachtet.
Auf dem Actionsektor machte nach Sha Po Lang, Dragon Squad und Fatal Contact diesjährig der angepeilte Sommerblockbuster Invisible Target den Anfang. Kurz gefolgt von Flash Point, der trotz gegensätzlicher Methodik schnell ein enges Stechen um die Gunst eröffnete.

Invisible Target, anfangs noch mit dem übersetzten Arbeitstitel "Work Made For Fire" behindert, war von der Entwicklung an besonders Regisseur Benny Chan zu verdanken. Chan ist ein kommerzieller Filmemacher der alten Schule, seit 1990 im Geschäft, viele Entwicklungen und Hindernisse aktiv durchgestanden. Seit jeher für speziell die internationale Verkaufsstätte erkundeten Großproduktionen zuständig, war seine Tätigkeit notgedrungen auch immer von dem gerade anwesenden finanziellen Volumen abhängig; nach anfänglichen Erfolgen mit Big Bullet, Who Am I ?, Gen X Cops musste er eine angestrebte persönliche Richtung hin zu düsteren, dramatischen und intimeren Thrillerdramen nach dem Misserfolg von Heroic Duo und Divergence wieder aufgeben. Zwei erneute, wieder iterative Massenmarktprojekte mit dem bestätigten Zuschauermagneten Jackie Chan [ New Police Story, Rob-B-Hood ] stellten die Reputation hinsichtlich Routine und Professionalismus ebenso wieder her wie sie die Weichen für das hiesige Projekt eröffneten:

Bei einem brutalen Überfall auf einen Geldtransporter am hellichten Tag wird die Verlobte des Polizisten Chen Jin [ Nicholas Tse ] getötet. Ein halbes Jahr später taucht die Ronin-Gang, eine Gruppe von vier Söldnern unter Führung von Tian Yang-sheng [ Jacky Wu Jing ] und Tian Yang-yi [ Andy On ] nach einem Abstecher in Thailand, Vietnam und Kambodscha wieder in der Sonderverwaltungszone auf; um einige Mitglieder dezimiert suchen sie den damaligen Bombenlieferanten Little Tiger [ Philip Ng ] und den Supervisor des Transportes He Yung-qiang [ Sam Lee ] auf, um über diese an den Auftraggeber des Coups heranzukommen. Währenddessen werden Chen Jin, sowie Sergeant Fang Yi-wai [ Shawn Yu ] und die Politesse Wei Ching-hao [ Jaycee Chan ] aus unterschiedlichen Gründen in den wieder aufgerollten Fall gezogen. Sehr zum Unwillen von Superintendent Luo [ Mark Cheng ].

Zwar gibt es auch einige Frauen in der Besetzung, bekommen diese aber weder einen eigenen Namen noch eine Relevanz für die Handlung ab. Ähnlich wie Hard Boiled, zu dem man sogar manche kleinere Reminisenzen erkennen vermag, ohne jetzt automatisch einen niederschmetternden Vergleich heraufzubeschwören, ist der vorliegende Film vor allem ein Werk der Männer. Dabei geht es wie selbstverständlich um die richtige Pose, das potente Alphatier-Verhalten, das maskulin wuchtige Auftreten mitsamt seinen Gesten und Gebärden. Machismus als Mittel zur Selbstbehauptung. Immer auf Augenhöhe mit Freund und Feind, immer währende Duellkonstellationen, stetig in Bereitschaft, permanent in Bewegung. Getreu diesem dominanten Leitmotiv verengt sich die Plotphysis fern räudiger Alltäglichkeit einzig auf die Quintessenz von Emotion, Elan, Enthusiasmus und Ekstase. Den Drang nach vorn, mit dem Kopf voran durch die Schwierigkeiten, ohne Rücksicht auf Verluste. Eine Kette von Veränderungen, aber nur bezüglich der Position und der Situation und nicht der innerstrukturellen Wandelprozesse.

Dabei ging man vom Start weg auf Nummer Sicher, bediente sich bei der Besetzung an den derzeitig gefragten Darstellern jüngerer Generation und legte das Drehbuch weniger als Selbstfindungsversuch als vielmehr eine Abfolge von ausschweifenden action standouts an. Die logische Folge von Sprengkraft, Druckwelle, Zertrümmerung. Eine konventionelle Publikation, die kein verstörendes oder verbittertes Spiel mit seelischen Abgründen und kulturellen Diversitäten betreibt und stattdessen vielmehr leicht rezipier- und so prinzipiell für die gesamte breite Öffentlichkeit ansprechbar bleibt. So allgemein verständlich gehalten und primär auf die visuellen Attraktionswerte setzend, dass das rein funktionale Spektakel nicht nur vom materiellen Standpunkt seiner Ideensplitter her auch gut Another Police Story hätte heißen können, ohne seinen Namensvettern irgendeine Schande zu bereiten.

Nur wenige Male verliert der Film die sofort aufgenommene Fahrt; jeder Ruhemoment, jede moralisch gut gemeinte, aber eben doch leere Worthülse kann ihm dann rasch das dramaturgische Genick brechen. Abseits des strammen Hochgeschwindigkeitstempos, der ausgeklügelten Settings und der kompakten, vielleicht sogar eher etwas zu leichtfüßig-gedrungenen Story gibt es soviel nämlich nicht zu vermelden. Eigentlich gibt man sich damit zufrieden, die Grundbedürfnisse der Schaulust zu erfüllen; dies aber mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, was neben dem Talent von Chan und seinem Haus-Choreographen Nicky Li auch ein extrem angezogenes Budget von 60 Millionen HK Dollar miteinschließt.
Vom Inhalt her ein angejahrter Polizeifilm, der sich mit einigen bruchstückhaften Informationen und angerissenen Nebenstränge gespickt vollständig dem Hang zur Actionfabel hin begibt, incl. der klaren Verteilung von Gut und Böse und dem beizeitigen Realismusverzicht zugunsten von viel Lärm und Krach. Die Einführung der Personen immer mit einem exakten Opener versehen, der im besonnenen Prinzip der Parallelität die jeweilige [und einzige] Wesenseigenschaft bekannt gibt und sonstige Erläuterungen weitestgehend außer acht lässt.

Die erste Stunde von immerhin knappen 125min – Flash Point kommt nicht mal auf 90 – gelingt diese Abschürfung auf das Wesentliche auch blendend. Nicht nur, dass man gleich mitten hinein und in den Sog mitgerissen wird, der Logik des Übertrumpfens gehorcht, das Verlangen nach Superlativen stillt und so die aufwendigen, reizüberflutenden Einlagen legitimiert und auratisiert. Auch die inszenatorische Handhabung dieses formellen Gigantismuswillens mit destruktivem Fetischcharakter lässt auf den ersten Blick keine weiteren Wünsche über; zumal sich alle Schauspieler auch scheinbar angstfrei-lustvoll immer selbst in die Stuntmaschinerie begeben und somit der Eindruck der Hochstimmung, Leidenschaft und Adrenalineuphorie und die Beachtung der unterhaltenden Ästhetik immer auf direktem Weg der entsprechenden Härte übertragen wird.

Sicherlich, man kann bemängeln, dass bei den weitflächigen Shootouts und auch den leicht preziösen Explosionen mehr Sorgfalt auf Einstellung und Montage hätte gelegt und ein treibender Score verwendet werden können; auch macht es sich zuweilen bemerkbar, dass man desöfters keine wirklich anspannende Erregung aufbaut, sondern sich lieber gleich in die Vollen begibt. Die Substanz hinter all den bizarren Martial Arts Verrenkungen, Verfolgungsjagden, Detonationen, Sprüngen, Stürzen, Glasbrüchen im Fünf-Minuten-Takt hört meist schon mit der zwischen blaunächtig und grünstichig schwelgenden Optik auf, was nach geraumer Zeit zu gewissen Ermüdungserscheinungen führt. Es kommt nicht auf die Verstärkung der inneren Spannung, sondern immer nur auf den jetzigen Moment an; eigentlich arbeitet man schon regelmäßig mit der neugierigen Vorfreude auf die nächste entgleisende Steigerung. Ein urbaner Kriegsschauplatz, der mit kunstvoll ausgearbeiteten Locations aufwarten kann, aber dafür die nervöse Eigentümlichkeit des Semi-Dokumentarischen oder gar Naturalistischen und den emotionalen Gehalt komplett vernachlässigt.
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Review: Flash Point [ 26/07/2007 ]

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Angesichts des derzeitigen Bestrebens, sich im kantonesischen Kino gegenseitig in Ausmaß und Kraft überbieten zu wollen und die Stars auch in entsprechende Großprojekte statt in die nächste Romcom zu packen nimmt es schon Wunder, wieso der geneigte Zuschauer derartig lange darauf warten musste. Während man sich dieses Jahr noch auf den gerade gestarteten Blood Brothers sowie die noch in Bälde anlaufenden The Triangle, The Warlords, Three Kingdoms - Resurrection of the Dragon und The Brothers angespannt euphorisch freuen darf, galt die Aufmerksamkeit während den Sommermonaten vor allem den modern day Actionern Invisible Target und Flash Point. Beide vom ersten Augenblick der Ankündigung heissbegehrt und sich gegenseitig mit public relation Tricks übertreffend, Flash Point dazu noch zusätzlich von der Querverbindung mit Sha Po Lang profitierend.

Dabei ließen die ersten Informationen auf eine Art Fortsetzung hindeuten. Ein anti-sequel sequel, dass aus bekannten Gründen eben nicht die Geschichte im direkten Sinne anknüpfend spinnen kann, sondern einen anderen Weg der Weiterführung geht. Während dieses Vorhaben – sowie ein vorweg nehmendes Prequel, dass den extensiven Fokus auf Sammo Hung und Jacky Wu Jing legen sollte – immer noch in der überlegenden Entwicklung ist, kristallisierte sich ein drittes Projekt heraus, dass außer Regisseur Wilson Yip und dem Drehteam des Originals auf Bezüge verzichtete und sich einem neuem Stoff ebenfalls im cop / crime milieu zuwandte. Neben Donnie Yen als neuerdings kommerziellem Zugpferd in der Hauptrolle wurde auch in der ergänzenden Besetzung stark darauf geachtet, sich eng an den Traditionslinien entlangzuhangeln und in durchgängig festen Ritualen einzubetten.
Schauspieler wie Ray Lui, Ngai Sing, Ben Lam, Kent Cheng, Austin Wai waren besonders in den Achtzigern und frühen Neunzigern gefragt, haben sich in dem Zeitraum vermehrt um den zeitgenössischen Martial Arts Film verdient und parallel dazu auch ihre einschneidenden Erfahrungen mit den Gegebenheiten der rudimentären B-movies gemacht.
In dieser Gesinnung konzipiert legte man sich mit fortgeschrittener Produktionsphase ab November 2006 und der Arbeitsnennung City without Mercy den jetzigen Titel zu:
Flammpunkt. Spannungsgebiet. Unruheherd.

Macau, 1997.
Inspector Ma Jun [ Donnie Yen ] wird nach mehreren Verfehlungen wegen Amtsmißbrauch in die Polizeikapelle versetzt und erst zurückgeholt, als Inspector Wong [ Kent Cheng ] schlagkräftige Hilfe gegen die vietnamesischen Räuber Tony [ Ngai Sing ], Zha [ Ray Lui ] und Tiger [ Xing Yu ] benötigt. Der von den skrupellosen Brüdern betrogene Drogenhändler Shan [ Ben Lam ] möchte nach mehreren Drohungen eine Aussage vor Gericht abliefern; auch der eingeschleuste Polizist Wilson [ Louis Koo ] kann mit Informationen dienen. Doch schnell wendet sich das Blatt.

"All the time I've been in the force, have I ever arrested the wrong person ? This question, I'll leave to the judge. My philosophy is that cops catch crooks. Everything that I've done has been to maintain the peace."

Ab dem ersten Moment an brodelt es unter der kühl-glänzenden Oberfläche der klassischen Genreerzählung. Eine mühsam gebändigte Aggressivität, die auch im scheinbaren Stillstand, Minimaldramaturgie und zurückgehaltener Passivität ständig Spannung, Tension und Stimulanz produziert. Der Bildraum vollständig mit Streitbarkeit, Zanksucht, Angriffslust verhetzt.
Eine untergründige, nervöse Fassade, die sich nicht lange mit Mutmaßungen bezüglich des weiteren Verlaufs aufhält und im offensiven Handlungsstakkato vorwärts treibt. Ein angenehm druckvolles Schlingern über dem Umweg einer Undercover- sowie Zeugenschutzgeschichte, die zusammen mit dem Einer-gegen-Alle und Cops VS Robbers so alt und gleichzeitig praktikabel wie das Kino selber ist. Mit einer bereits gewalttätigen Einführung, die in der aufs Nötigste dezimierten Vorstellung der Kombattanten die Betriebstemperatur schon spürbar anheizt und sich nicht viel Mühe gibt, erst ausgiebig gefühlvolle Momente zu etablieren.

Ein mechanistischer Plot wie aus dem Lehrbuch, bestechend in seiner ehrlichen Haltegriff-Stringenz, der aufrichtigen Entschiedenheit auf das Wesentliche und damit auch dem Verzicht auf die Argumentationsnöte. Derartig stoisch, dass man hier und da an den schmalen Grat zur Parodie gerät. Mit einigen wenigen Erweiterungen gesegnet, die beim näheren Hinsehen schon den Blick auf mehr Details sowie etwaige Tiefe eröffnen könnten, sich aber nicht weiter in die nachdrückliche Dringlichkeit des Geschehens schieben und stattdessen erfreulich unauffällig an den Rand positionieren. Getragen vom Leitmotiv einer Familienzusammenführung, der Stadtflucht, um den verrohten Brutalitäten zu entfliehen und Schutz zu suchen und der bevorstehenden Rückgabe des Gebietes an die Volksrepublik China im Dezember 1999 begibt man sich ohne großartige Umschweife und verbale Entgleisungen in die unverzügliche Kampfhaltung. Gebremst anfangs nur durch den strukturellen Überschuss der Polizeimarke. Ma Jun würde ja gerne sofort durch die Mauern brechen, wird aber durch seinen eigenen Job in der inneren Berufung gehemmt. Das Festsitzen in der staatlichen Kommandokette lässt ihn auf konkrete Zeugenaussagen und Beweise ebenso untätig ausharren wie sie den Verbrechern einen ständigen Vorteil verschaffen. Bis diese es zu bunt treiben, unschuldige Bürger terrorisieren und die koloniale Halbinsel mit entfesselter Furie und blutigen Auseinandersetzungen überziehen.

Die by-the-book Charaktere müssen sich dabei wie das gesamte halbintellektuelle hardcore-Skript grundsätzlich natürlich nicht den Vexierfragen von moralischer Legitimität oder gesellschaftlicher Probleme erwehren. Die Illusion, die Gerechtigkeit auf gesetzlich erlaubten Wegen einzuholen stellt sich für Ma und seine Kollegen schon von Beginn an nicht; in einem Land, indem darüber diskutiert wird, das Beschwerdesystem einfach einzustellen. Derlei kritische Bilder und das Schwelgen in der späteren Selbstjustiz werden durch die explosiv geladene Atmosphäre des Überlebenskampfes gerechtfertigt oder ganz einfach durch immer wieder neue Geschwindigkeitsmodifikationen überspielt. Eine obsessive Wiederkehr spezieller gleichartiger Momente, Phasen, Zustände, die sich im intensiven Rhythmisieren der Tätigkeiten steigert und nach zwei künstlichen Verzögerungen zu heftig pulsierenden Höhepunkten führt. Eindrucksvoll untermalt von einem minimalistisch angelegten Score [ von Comfort Chan Kwong-wing ], der in seinen perkussiv herzschlagartigen Tönen mit kurzem Einschwingverhalten schon für sich gesehen ein autarkes hochdramatisches Werk darstellt.

Dieser eher subtil als heftig stampfende Bewegungschor funktioniert auch ausgezeichnet als Massenmobilisierung, wenn es denn an die lang erwartenden Actionszenen und deren visuelle Ausbeutung geht. Anders als landläufig beschieden wird sich nicht erst im letzten Drittel bekriegt, aber das Augenmerk liegt nach mehreren Kurzeinsätzen incl. Autoeinlagen schon auf dem ausschweifenden wall-to-wall Showdown in der provinziell-idyllischen Wildnis, in der wie im Paradies fern von Regeln und Befehlen nur Kampf, Schmerz und Sieg zählen. Statt einem förmlichen Technik-Feuerwerk voll akrobatischem Wushu ein erbarmungsloser fistfight mit überwältigenden Durchschlägen. Auch kommen wie bei SPL bereits angerissen nun die erprobten Stand- und Bodenfertigkeiten der Judoka sowie artverwandt auch des Ringens und Wrestling zum Einsatz, incl. dem engen Oberkörperkontakt im ersten Vormarsch, dem Gleichgewichtbrechen, der Hüft-, Schulter- und Beinwürfe. Eine rapide Abfolge taktischer Handlungen aus freiem Angriff und freier Abwehr. So bereichsübergreifend wie im wildesten Selbstverteidigungsrandori. Und so mühelos, atemberaubend, grausam wie die physische Instrumentalisierung des Körpers nur sein kann.
Die Befriedigung der Sensationslüste und kindlichen Freude an der zeigefreudigen Zerstörung aus eigener Kraft, ohne sich auf Vortäuschung mit Spezialeffekten, überhand nehmenden Materialschlachten und Manipulationen in der Nachproduktion zu verlassen.
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Review: Hooked On You [ 29/06/2007 ]

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Der Mittlere von drei so genannten Handover-Filmen, die im Zeitraum des zehnjährigen Jubiläums der Rückgabe der Kronkolonie Hongkongs an die Chinesische Republik angelaufen sind und sich mehr oder wenig direkt auch mit diesem einschneidenden Ereignis befassen. Zumeist eingespeist in einem eigentlichen als Romantische Komödie identifizierten Kontext, der besonders bei Kritikerliebling Hooked on You verstärkt zum Ausdruck kommt und den Film theoretisch auch zu jedem anderen Datum hätte entstehen und spielen lassen können. Besetzt mit jeweils prestigeträchtigen, aktuell gefragten Darstellern, die im besten Fall noch mit mindestens 1 der einstmals populären und mittlerweile gereiften, fast schon vom Ruhestand zurück beorderten Schauspieler als Bonus ausjustiert werden. In diesem konkreten Fall die handelsübliche weibliche Zugkraft Miriam Yeung sowie der vor allem im Musikbereich alles abräumende Eason Chan plus Lucky Stars Mitglied Stanley Fung als Verkörperung des Vaters der Nation.

Die Geschichte entsprechend dessen sowohl um mehrere Wechselbeziehungen als auch dem Glück der großen Familie kreisend und mit einem Setting gesegnet, das einen derartigen Bekannt- und Alltäglichkeitsgrad aufweist, dass sich hauptsächlich der gemeine Zuschauer schnell mit Personen und Umgebung vertraut machen kann:

Ein Frischemarkt. Kein hoch glänzendes Merchandising-Konstrukt, dass im klinisch reinen Zustand von ebenso sterilen Verkäufern in Einheitsuniform geführt wird, sondern die ausgeweitete Variante des hierzulande üblichen Tante Emma Ladens. Ein bisschen versifft, mit rauem, aber eigentlich doch liebgemeinten Unterton, jahrelang gewachsenem Zusammenhalt, dem auch persönlichen Kennen zwischen Betreiber und Kunden und ganz allgemein der volkstümlichen Nähe. Der "Fortune Market" mitten in der Stadt als leicht bejahrtes, auch irgendwie abgeschottetes Relikt der Vergangenheit. Ein bisschen klobrig in der Struktur, aber herzlich im Inneren.
Die ideale Spielwiese für einen Film, der sowohl als Proletarierkomödie bestehen als auch den Traum kleiner und großer Mädchen porträtieren und sich an die gesamte heutige Generation adressieren möchte; ein Ziel, dass zumindest profittechnisch mit einem Einspiel von fast 10 Millionen HKD durchaus erreicht wurde, aber deswegen nicht gleich in der dramaturgischen Ausführung selber gelingt.
Obwohl man den großen Wurf andeuten mag, wirkt es zu maniriert.

Die Geschichte um die Fischverkäuferin Miu [ Miriam Yeung ], die eines Tages aus dem Nichts des Lebens vor dem "Fortune Market" Halt macht, einen Stand eröffnet und damit den des bisherigen Besitzers Fishman [ Eason Chan ] beiseite schiebt, wirkt in der Behandlung nicht nur viel zu vertraut, sondern auch noch bis über den Abspann hinaus absehbar und gar gezwungen. Sogar übermäßig unnatürlich, affektiert, gespreizt, was eine Todsünde für das Sujet des Liebesfilmes im Kleinbürgermilieu gleichkommt. Weder wirken die sich anbahnenden, aber durch eigene Regeln behinderten Gefühlsregungen zwischen den beiden Konkurrenten noch das Aufzeigen von Nöten und Träumen, Bangen und Hoffen, Gegenwart und Zukunft. Dabei arbeitet man im kleinen Detail durchaus mit den richtigen Eigenarten wie Symbolen, Metaphern, Talismanen; auch die jeweiligen Zeitsprünge, die immer wieder mehrere Monate überbrücken und so einen geräumigen Dekaden-Abschnitt ratifizieren gelingen auf lässige, hin-und-her schwingende Art und Weise. Doch weder bekommt das Umfeld des gehemmten Pärchens wahre ergänzende Aufmerksamkeit ab noch reicht das Interesse für die zentralen Figuren aus, um abseits wissenssoziologisch unfundierter Geschichtschronik für Ergriffenheit und Rührung zu sorgen.

Ohne jetzt ein progressives Abbild der politischen, kulturellen und moralischen Befindlichkeit ab 1997, einen dokumentarischen Kommentar oder wenigstens rhetorischen Schwung erstellen zu wollen werden immer wieder durchgreifende, ja zum Teil aufwühlende historische Vorfälle in die Handlung strukturiert. Erwähnungen der Übergabezeremonie, Vogelgrippe, des Millenniumwechsels, dem 9/11, dem SARS-Ausbruch durchziehen in einem fort die privaten Sorgen und Bekümmernisse auch der hiesigen Piefkes; wobei der "Fortune Market" aber schon als Bastion vor dem Übel der Welt da draußen herhalten kann und ein altersbedingter Wegzug einstiger Stammverkäufer viel schwerwiegenderes Leid heraufbeschwört. Sowieso wird die Einheit innerhalb der Gebäudemauer so emsig beschworen, dass die schon fast Patchwork-Familie zu nennende Gemeinschaft nicht nur zusammenarbeitet, sondern auch auf dem Häuserdach kollektiv feiert und quasi Tag und Nacht miteinander verbringt. Selbst dass neben Fishman auch der Fleischer Porky [ Huang Bo ] kurzzeitig Interesse an der neuen Verkäuferin zeigt und ihr Vater [ Stanley Fung ] wegen Spielsucht von dem Kredithai Uncle Right [ David Lo ] unter Druck gesetzt wird, kann nicht wirklich die Idylle ehrlich-solidarischer Arbeit trüben. Viel problematischer ist, dass Miu bald 30 wird und ihre Zukunft bis dahin gerne in geregelten Bahnen gelenkt und unter Dach und Fach haben möchte; ein Versauern im ewig selben Betrieb unter Seinesgleichen kommt dann doch nicht in Frage. Und so fleißig, wie sie ihr Geld zählt und hortet und Ausschau nach potenziellen Bonvivants hält, so schnurstracks verschwindet auch jegliches positives Gefühl aus der angepeilten heiter-tragischen Emotionsmär.

Denn obzwar die überzuckerte Symphonie von abwechselnd Aufbruch und Zweckpessimismus, von Freudentaumel und Stoßseufzer mit entsprechend kargem, Intimität vortäuschenden Bühnenbild und geperlten Fahrstuhl-Akkorden unterspielt wird, gelingt es Regisseur Law Wing-cheong abseits weniger, isolierter Einzelmomente nicht, eine instinktive Verbindung zum Zuschauer aufzubringen. Zum einen durch die arg ins Kraut schießende, Vieles versimplizierende Naivität, die nicht immer mit geschickten nostalgischen Spitzen übertüncht werden kann und Reformation, Modernisierung und Improvisation weitgehend ablehnt. Und zum Anderen durch Miu: Nicht nur auf dem ersten Blick alles, außer eben eine Sympathiekundgebung. Ein Manko, dass ausnahmsweise nicht automatisch auf das Skript zurückfällt, sondern sich Darstellerin Miriam Yeung speziell ans Holzfällerhemd heften muss.

Die Frau ist nämlich ein Etikettenschwindel, ein billige Kopie eines realen Menschen mit Herz, eine Reizfigur, der man die Andeutung eines Unhappy Ends durchaus gönnt. Yeung, die den vorherigen Publikumsmagneten Sammi Cheng abgelöst hat und spätestens ab Love Undercover [ 2002 ] zur Princess of the Box Office gekürt wurde, kann ihre geschriebene Rolle niemals zur fühlbaren Existenz erwecken. Mit dem eher herben, nicht wirklich schön zu nennenden Gesicht und der entsprechenden einfachen Arbeitskleidung kostümiert mag sie vielleicht auf Standbildern den Eindruck einer mit beiden Beinen im Leben stehenden Frau, der nichts geschenkt wird präsentieren. Im Zusammenspiel von Bewegung und Monolog / Dialog verflüchtigt sich das Engramm ab wieder und hinterlässt nur schalen, im besten Fall zwiespältigen Schein. Was im Drehbuch wohl möglich als ein bisschen stupsnasig-tapsig gedacht wurde, verkommt in der Ausführung zu einem absichtlich groben Klotz, die weder drollig noch putzig noch bodenständig, sondern vielmehr hölzern-taperig wirkt und Anflüge sanfter Ironie durch fehlenden Charme verwirkt.
Auch Eason Chan gibt den Troll vom Dienst, aber bei ihm wirkt es nach einigen Startschwierigkeiten wie hinein gewachsen, incl. der späteren Wandlung vom unkultivierten Banausen hin zum linkischen Freund und melancholischen Trauerflor, der trotz allen Widrigkeiten [ agitierender Dramaanstieg steil verstärkt nach oben ] nicht aufgibt und letztlich doch sein individuelles Glück findet.
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